Sie hält es fest, ihr kleines Stück Spätsommer, während er
an ihrer Seite sitzt und schweigt! Beide schweigen, doch schweigen sie
unterschiedliche Sprachen, verschiedene Worte und andere Wünsche! Sie schweigt
„Lieb Mich“, er schweigt „Flieh!“. Sie hält seine Hand wie das Stück
Spätsommer fest, in der Hoffnung ihm zu
zeigen, er müsse sich nicht fürchten. Er schließt die Augen, Spätsommer
erreicht seine Ohren, seine Haut und seine Hand und er schweigt „Bitte flieh!“.
Blicken schweifen über sorgenbefreites
Leben und er flieht in die anonymen Augen lächelnder Spätsommermenschen und
ihre Worte werden zur inhaltlosen Melodie dieser Nacht! Es fällt schwer zu
folgen, wenn man zu müde ist zum Gehen, es fällt schwerer zu folgen, ist man zu
müde zum Folgen! Spätsommerliche Lippen durchbrechen das Schweigen und schreien
ihn liebevoll und innig an und er schreit mit. Aus Verzweiflung, weil es
beruhigt zu schreien und weil es besser ist als Schweigen! Ein langer inniger
Schrei, gefolgt von langem innigen Schweigen. Er in sich, Sie in Sich! Ein
kleines Stück Spätsommer landet auf seinem Schuh, er lächelt ihm anonym zu und
schweigt „Bleib!“
Patrick Berger 06.09.2013