Freitag, 13. September 2013

Spätsommer



Sie hält es fest, ihr kleines Stück Spätsommer, während er an ihrer Seite sitzt und schweigt! Beide schweigen, doch schweigen sie unterschiedliche Sprachen, verschiedene Worte und andere Wünsche! Sie schweigt „Lieb Mich“, er schweigt „Flieh!“. Sie hält seine Hand wie das Stück Spätsommer  fest, in der Hoffnung ihm zu zeigen, er müsse sich nicht fürchten. Er schließt die Augen, Spätsommer erreicht seine Ohren, seine Haut und seine Hand und er schweigt „Bitte flieh!“.  Blicken schweifen über sorgenbefreites Leben und er flieht in die anonymen Augen lächelnder Spätsommermenschen und ihre Worte werden zur inhaltlosen Melodie dieser Nacht! Es fällt schwer zu folgen, wenn man zu müde ist zum Gehen, es fällt schwerer zu folgen, ist man zu müde zum Folgen! Spätsommerliche Lippen durchbrechen das Schweigen und schreien ihn liebevoll und innig an und er schreit mit. Aus Verzweiflung, weil es beruhigt zu schreien und weil es besser ist als Schweigen! Ein langer inniger Schrei, gefolgt von langem innigen Schweigen. Er in sich, Sie in Sich! Ein kleines Stück Spätsommer landet auf seinem Schuh, er lächelt ihm anonym zu und schweigt „Bleib!“

Patrick Berger 06.09.2013