Donnerstag, 19. Januar 2012

Nur für einen Augenblick


Lächelnd, aber müde liegt sie auf dem Bett vor dem Kamin.
Es ist ein schöner Abend, eine sternenklare Nacht,
nur hier und da ein paar Schönwetterwolken.
Sie mit ihrem wundervollen braunen Haar,
ihren kleinen blauen Augen und diesem wunderschönen Körper.
Sie liegt einfach nur da, als ob sie über irgendwas ganz angespannt nachdenkt.
Ja ich liebe sie, man muss sie einfach lieben.
So wie sie ist, ihre ganze Art, die Weise wie sie mit meinen Gefühlen spielt,
sie macht mich total verrückt. Eine Chance haben werd ich bei ihr nie, nein.
Ja sie liebt mich, aber sie sagt es nicht, nicht in aller Öffentlichkeit und auch
nicht zu mir, aber sie liebt mich.
Sie muss mich einfach lieben, ich bin zwar nicht schön, auch nicht intelligent
oder charmant,
nein ich bin einfach nur ihr Bruder.
So wie jeder andere Bruder mit einer Zwillingsschwester.
Was würde ich dafür geben nur für einen Augenblick nicht ihr Bruder zu sein,
nur einen Augenblick lang ihre Hand zu halten, ohne diese Angst, die anderen
würden lachen.
Nur einen Augenblick lang ihre Lippen berühren, mit der Gewissheit ihre Liebe
schmecken zu können.
Einmal möchte ich mit ihr Hand in Hand durch die Straßen gehen können, ohne das
mich die Blicke der Menschen stören.
Aber es geht nicht, sie liebt mich zwar, aber sie wird es mir nie ins Gesicht sagen,
sie wird auch nie eine Andeutung machen dass es so wäre, es ist einfach so.
Ich bin für sie eben nur ihr Bruder, einfach nur ihr Bruder.
Aber ich würde alles dafür geben, nur für einen Augenblick, nicht ihr Bruder zu sein.



Patrick Berger
07/2000

Selbstentfremdung?


Wir verlieren uns im Angesicht schwitziger Körper, in schwitzigen Nächten, auf zerschwitzten Bettlaken und lassen den Alltag zu Tagen im All, im Universum verschwitzter Selbstentfremdung werden. Der Trieb nach Mehr unterdrückt die Sehnsucht nach dem Wenigen. Aus zu wenig wird zu oft, zu viel. Aus zu weit weg wird viel zu nah und aus zu sehr Ich wird zu sehr Wir.
Glasklare Nächte, getrübt durch die Zweifel einer Generation der Beschleunigung, in der einigenden, sehnsüchtigen Suche nach der Ziellinie.
Einer Generation, deren Spiegelbild nur noch ein individuelles Werbebanner, einer seelisch, bis zur Unkenntlichkeit maskierten Masse ist. Einer Masse, eines Menschen, der nicht Kind sein durfte und nicht erwachsen sein will.

Der Trieb nach Mehr unterdrückt die Sehnsucht nach dem Wenigen.
Die Sehnsucht nach Liebe lässt sich unterdrücken von der Liebe zur Sehnsucht!

Patrick Berger
01/2012